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Buchtipps

Rennen, ziehen, spielen, zeichnen … diese Menschen sind stets unterwegs und haben immer etwas zu tun. Gezeichnet von zwei Künstlern in der Tradition der indischen Warli, die auf diese Weise noch heute die Wände ihrer Häuser schmücken. »Das machen wir« wurde im Siebdruckverfahren in einer Werkstatt in Indien von Hand hergestellt – selbstverständlich unter fairen Arbeitsbedingungen. In diesem lokalen Unternehmen wird das Buch zum Kunstwerk: Die weiße Farbe gedruckt auf Recycling-Papier erweckt die Lehmwände der Häuser der Warli zum Leben.

Etwas vom Schönsten ist, sich am Ende eines ereignisreichen Tages ins Bett zu legen. Doch wer kennt es nicht: Manchmal will der Schlaf trotz aller Müdigkeit einfach nicht kommen. So geht es auch dem Jungen, der uns mit wachen Augen anschaut. »Dann gehe ich eben noch ein bisschen spazieren», sagt er sich.

»Er wusste, dass irgendwo dort oben ein Stern stand, der einst seiner gewesen war.« Der Fuchs lebt in einem tiefen, dunklen Wald. Wenn er nachts durch das Unterholz streift, leuchtet ihm sein Freund, der Stern, den Weg. Doch eines Nachts ist der Stern nicht da. Der Fuchs verkriecht sich traurig und einsam in seinem Bau und schläft. Als er wieder bei Kräften ist, macht er sich auf die Suche nach dem Stern – denn ohne seinen Freund und dessen Licht verirrt er sich in der Dunkelheit des Waldes …

Liebe, Alltag, Tod, Geschichte und Natur: mit unglaublicher Souveränität macht Lisel Mueller aus den Themen unseres Lebens Gedichte, die nicht nur formal und sprachlich, sondern auch emotional bezwingen. Lisel Mueller ist die bedeutendste amerikanische Dichterin der Gegenwart. Vom American Book Award über den Pulitzer Price bis zum Ruth Lilly Memorial Award reichen die Auszeichnungen.

In längst vergangenen Zeiten, als dies und das noch fehlte – zum Beispiel die Höcker auf dem Kamel und der Rüssel am Elefant – da gab es auch noch keine Gürteltiere. Rudyard Kipling hat in seinen berühmten Geschichten für den allerliebsten Liebling die wichtigsten Rätsel aufgeklärt, so auch das um die Entstehung der Gürteltiere: Am Ufer des Amazonas lebten der Igel und seine Freundin, die Schildkröte. Die fraßen Schnecken im Häuschen und Salat. Das war also in Ordnung. Doch am gleichen Ort lebte auch ein gefleckter Jaguar, der zwar einfältig war, aber sehr gefräßig und darum gefährlich.

»Tynset« – das ist der magische Pol eines exzessiven Monologs, in dem ein Ich-Erzähler in einer langen schlaflosen Nacht das Inventar seines Lebens und seines Bewußtseins ausbreitet. Wortreiche Bekenntnisse, akribische Selbstbeobachtung, quälende Erinnerungen und auswuchernde Halluzinationen ordnen sich zueinander in einer kunstvollen Komposition.

Liebe ist für Thomas Brasch (1945–2001) eine Haltung, die sich jeder Festlegung verweigert. Eine Haltung, die ihre Träume fürchtend und sehnend der Wirklichkeit aussetzt und das Mögliche stets in den Horizont des Unmöglichen stellt. Braschs dichterische Leidenschaft hofft und verzweifelt, vertraut und betrügt, preist und vernichtet. Und sie belehrt: Wann, wem und wie schreibt man ein erotisches Gedicht?

Leider stehen derzeit keine Daten zum Titel zur Verfügung. (9783895612695)

Gewaltig und hinreißend ist das lyrische Werk von Ror Wolf, es erscheint aus Anlass des fünfundachtzigsten Geburtstags des Dichters in größtmöglicher Vollständigkeit in einem handlichen Band. Es ist ein unaufgeregter Ton, der in den Gedichten von Ror Wolf vorherrscht, obwohl sie von seltsamen Begebenheiten, Unglücksfällen und erotischen Wirrnissen handeln. Körperteile ragen in Räume hinein, Pistolen werden gezückt, und Reisende versickern lautlos im Unbekannten.

John Burnside ist ein Meister des unscheinbaren Augenblicks, in dem sich das abgründige Wesen der Dinge offenbart. Ob es die verstörende Betrachtung der Leiche eines Kojoten am Wegrand ist oder der Besuch des Berliner Spiegelkabinetts mit seinem Sohn, in dem das Ich plötzlich als schwindende, groteske Figur erscheint. Aber dann kann es auch sein, dass ein fliehender Hase, der über die großen Felder wegflitzt, den Dichter »sprachlos lässt, offen für Neues«.

Mit unbändiger Phantasie zaubert Karen Russell Welten aufs Papier, die man nicht mehr vergisst. Da werden unter Wölfen aufgewachsene Mädchen in einem Umerziehungsheim zu wertvollen Gliedern der Gesellschaft zurechtgebogen, da verdient eine Familie ihren Lebensunterhalt mit Alligatorwrestling in einem Vergnügungspark, und orakelträumende Kinder werden von ihren Eltern in der Schlafanstalt für Traumgestörte abgegeben, damit sie das mentale Abheben in entspannte Traumwelten neu erlernen.