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Buchtipps - Kunst

Etwa 200 Papierarbeiten von Joseph Beuys (1921–1986), zusammengetragen von Lothar Schirmer über fast die gesamte schöpferische Lebensarbeitszeit des Künstlers von den vierziger Jahren bis zu seinem Tod, zeigt das Lenbachhaus in München ab 13. November. Lothar Schirmer hatte die atemberaubenden Zeichnungen erstmals 1964 auf der documenta 3 in Kassel gesehen und sie dann stehenden Fußes und nach einem Besuch im Atelier des Künstlers in Düsseldorf zu sammeln begonnen, bevor der bald eintretende Weltruhm des Künstlers seine Leidenschaft wieder bremste.

Das Wohnatelier am Drakeplatz, das Joseph Beuys (1921–1986) 1961 mit seiner kleinen Familie bezog, nachdem er als Professor für monumentale Bildhauerei an die Kunstakademie in Düsseldorf berufen worden war, war ein magischer Ort. Hier vermischte sich die Arbeit an bahnbrechenden Kunstkonzepten mit Kindererziehung, hier wurde gekocht und diskutiert, standen Familie und fremde Besucher staunend vor bildhauerisch umwerfenden Schöpfungen. Von hier aus ging die Wirkung des Beuys’schen Kunst- und Menschenbildes schließlich in die ganze Welt.

In seinen Zeichnungen verknüpfte Joseph Beuys (1921–1986) Anschauung und Denken, das Visuelle und das Begriffliche. Die Zeichnung war für ihn ein Medium der Erkenntnis, das über den unmittelbaren Ausdruck hinaus materielle und immaterielle Kräfte, plastische Prozesse im weitesten Sinn sichtbar macht. Mit dem Erstellen des Werkverzeichnisses der Multiples (erschienen 1992 bei Schirmer/Mosel) begann 1970 die intensive Zusammenarbeit von Joseph Beuys und Bernd Klüser, die sich bis zu Beuys’ Tod fortsetzte.

Hier liegt ein Band mit Texten vor, die Joseph Beuys von 1941 bis 1986 geschrieben hat – frühe Gedichte, Arbeitsnotizen, Briefe, Gedankenschnipsel, auf Briefumschläge und Pappteller gebannt, einige Partituren, Vortragsmanuskripte sowie Notizzettel aus Hotels und Galerien. Um was handelt es sich: um eine Zettelwirtschaft, aus der sich der Gang von Beuys’ Denken rekonstruieren läßt? Oder lediglich um Fußnoten zum Werk?