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Buchtipps - Lyrik

Am 27. Oktober 2003 erhielt Etel Adnan eine Postkarte von einem Freund, dem tunesischen Dichter Khaled Najar, den sie in den 1970er Jahren kennengelernt hatte. Sie antwortete umgehend mit der ersten der sechs in diesem Band versammelten Gedichtsequenzen, die sie mit dem 2016 entstandenen 'Baalbek' schließt. Etel Adnan lässt die Zeit kollabieren, um sie auszudehnen. Sie überquert Kontinente, begegnet Schönheit, Schmerz, Kriegen und gebrochenen Herzen, setzt ein spekulatives Spiel zwischen den Dingen in Gang, konfrontiert sich und uns mit Sterblichkeit.

Übersetzt und mit einem Vorwort von Claudio Maira

Die Neuübersetzung eines Klassikers anlässlich des 150. Todestages von Charles Baudelaire. Eine zweisprachige Ausgabe. Kaum ein anderes Werk hat die europäische Lyrik so nachhaltig geprägt wie "Les Fleurs du Mal" (1857) des Décadent und Dandy Charles Baudelaire. Bei seinem Erscheinen in Frankreich ein riesiger Skandal, mehrfach verboten und verbrannt, ist dieser Gedichtzyklus zu einem zentralen Text der Moderne geworden.

An der Schwelle zum Schlaf, unterwegs durch die Großstadt, begegnen wir Nikolai Gogol und Marianne Faithfull, Sockendandys und Partymädchen, Versehrten und Abgehängten, 'mit dem gesicht nach unten', 'am broadway an der haltestelle', 'für zehn, fünfzehn minuten wirklich'. Sie sind 'der spiele so müde, selbst die messer haben das stechen satt'. Denn was ist das Herz anderes als 'ein muskulöses hohlorgan' - Kraken haben drei davon, wir Menschen: 'eine plötzliche angst vor zügen'.

»Tarkowskis Pferde. In der Schönheit eines Pferdes auf einer sonnenbeschienenen Weide, an der ich im Zug vorüberfahre, wenige Tage nach dem Todes meines Vaters – sehe ich ihn plötzlich wieder.«

Schlicht und phantastisch, liedhaft und erzählend in einem sind die Gedichte von Ulrike Almut Sandig, die sich durch ihren Geschichtenband »Flamingos« auch als Prosaautorin einen Namen gemacht hat. Mit ihrem sicheren Sprechrhythmus gewann sie nicht nur den internationalen Lyrikpreis Meran, auch die Jury des renommierten Leonce-und-Lena-Preises war »geradezu verzaubert« (Jan Koneffke) von ihren neuen Gedichten – hier liegen sie endlich vor. In ihrem letzten Gedichtband war Ulrike Almut Sandig unterwegs zu einem beweglichen Ort mit Namen »Streumen«.

»wir befinden uns tief in der Zukunft der Märchen / wir sind die Enkel unserer eigenen Vorstellungskraft.« Ulrike Almut Sandigs Gedichte sind kunstvolle Ohrwürmer: Angelehnt an die Grimm'schen Märchen, wurzeln sie fest in einer Gegenwart, die sie mit dem Echolot ihrer Verse erfasst. Wie die Fledermaus in einem ihrer Gedichte, die aus dem Laborfenster flog, nachdem man ihr beide Augen ausstach.

Dasein als Fahrt auf dem schwankenden Schiffsdeck der Moderne, und das durch ein eigengesetzliches, kaum beeinflussbares Element: Davon legen die drei Teile der »Logbücher« Zeugnis ab. Verfasst zwischen 1937 und 1955, sind sie dichterische Dokumente aufgezwungener Heimatlosigkeit und fortschreitender Desillusionierung. Dennoch ermutigt diese Odyssee des 20. Jahrhunderts – ohne vorgegebenes Ziel einer Rückkehr – zu einem emphatischen Begriff von menschenwürdiger Existenz, »jetzt, da die Welt nur noch Fremde beherbergt«.

»Jeden Tag entscheiden wir, ob wir die weiße Flagge der Kapitulation aus dem Fenster hängen oder den von kühnen Farben strotzenden Gobelin eines Gedichts«, sagt Zagajewski. Asymmetrie ist das Leitmotiv seiner neuen Gedichte, ob in der Beziehung zwischen früher und heute, Frieden und Krieg, Polen und Deutschen, Lebenden und Toten. Einige seiner schönsten Gedichte erzählen von der Asymmetrie zwischen dem Sohn und seiner lange verstorbenen Mutter.

In Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach a. N. hrsg. von Agathe Weigel-Lehmann, Hans D. Schäfer [Bd. 1-5], Reinhard Tgahrt [Bd. 6-8] und Bernhard Zeller. »Lehmann war einer der wichtigsten Exponenten der Lyrischen Moderne. Er gehört als Theoretiker in die Linie Poe, Valéry und Benn.« (Rudolf Hartung)